Kurzer Abstecher nach Kopenhagen

Ich liege jetzt auf Nyord im Hafen, schwell liegt im Hafenbecken, draußen faucht ein starker Südwind und hat Regenschauer im Gepäck. Jetzt bekomme ich es „dicke“, nicht nur heute, sonder bis zum Ende aller Wetterprognosen. Der Hafenmeister hat mir einen fairen Preisnachlass für gleich zwei Nächte gegeben, weil ich ja heute sowieso nicht mehr ablegen könne. Am Wochenende gibt es dafür auch etwas Windnachlass, den werde ich natürlich mitnehmen. Ich muss jetzt zusehen das ich von Windfenster zu Windfenster springe, egal aus welcher Richtung, nur eben nicht so stark.

Gestern hat mich so ein Windfenster zu einer viel zu frühen Abreise aus Kopenhagen nach nur zwei Nächten gezwungen, . Ansonsten sagten alle Langzeitprognosen Starkwind bis Sturm aus Südwest an. Also wartete ich gestern bereits um 7:00 Uhr an der Klappbrücke, die mich aus dem Christianshafenkanal entließ. Bei guten fünf bis sechs Windstärken aus Ostnordost mit ordentlichem Seegang segelte ich erheblich eingerefft über die Køgebucht, Stevns Klint in die Fakse Bucht. Hier schlief der Wind langsam ein. Ich war an der Luftmassengrenze angelangt, die gestern Dänemark teilte. Jetzt hieß es für mich schnellstens in das Fahrwasser des Bøgestrøms einlaufen, solange der Wind schwach ist. Vor mir am Horizont sah ich die feuchte diesige Wand die einen Winddreher von 180 Grad mit sich brachte. Sicherheitshalber nahm ich das Großsegel weg und fuhr mit Motor und Fock solange bis das Segel einfiel, motorte auf dem Fahrwasser über das Flach und machte bei zunehmend starkem Nordwestwind in Nyord fest. Die fünfzig Seemeilen hatte ich in gut zehn Stunden zurückgelegt, das sind fünf Knoten Fahrt im Durchschnitt. Das ist für mein kleines Bötchen schon rekordverdächtig. Trotzdem will ich demütig sein, denn dass ich durch diese Wetterkapriole gut durchgekommen bin, ohne, außer Regen, etwas „auf die Mütze“ zu bekommen war schon eine glückliche Fügung und nicht nur Timing.Auch wenn mein Abstecher in den Øresund nach Kopenhagen nur kurz und völlig verregnet war, habe ich ihn nicht bereut. Und auch wenn das Fahradfahren in der Fahradstadt Europas schon nach einem Kilometer durch einen Nagel im Hinterrad verhindert wurde und ich eine komplette Garnitur meiner durchnässten Kleidung fünf Stunden mit dem Heizlüfter im Vorschiff trocknen musste, will ich mich nicht beschweren. Nein, es war schön. Ich lag zwei Nächte im Christianshavn Kanal, also mitten in der Stadt und dennoch in absolut entspannter Atmosphäre, das alleine ist schon immerwieder ein Erlebnis. Die Freistadt Christiania ist sozusagen direkt neben an und ein Kulurprojekt im Papirøen besteht in diesem Jahr aus einer Halle mit Foodtrucks aus aller Welt, nur etwas weiter den Kanal abwärts. Ich war „zufuß“ im Nørrebro Viertel, auf dem Roten Platz und begann den Tag mit einem vertikalen Ausflug auf den Turm der Erlöserkirche, wo ich mir ersteinmal einen Überblick verschaffte. Doch was Kopenhagen ausmacht, ist die freundliche Gelassenheit die einen hier umgibt und sich offenbar auf jeden zu übertragen vermag.

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